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Pressemitteilung vom 29. Juli 2020 - Grüne Würzburg Land

GRÜNE Abgeordnete fordern Neubewertung von Grundwasserentnahmen für landwirtschaftliche Zwecke
 
Die GRÜNEN-Abgeordneten aus Unterfranken, Kerstin Celina, Patrick Friedl und Paul Knoblach, begrüßen die klare Stellungnahme der Gemeinde Hausen gegen die Verlängerung einer Erlaubnis zur Entnahme großer Mengen Grundwasser für landwirtschaftliche Zwecke durch einen Betrieb, über die die Main Post am 28.7. berichtete.  Die in Kürnach beheimatete Abgeordnete Kerstin Celina erläutert: „Wir haben hier in der Region eine besondere Situation: der Grundwasserspiegel hat in den letzten Jahren abgenommen, weil viel Grundwasser verbraucht wurde und wenig Grundwasser neu gebildet wird. Unter den sich rapide ändernden klimatischen Bedingungen, gerade hier in Unterfranken, können wir nicht weitermachen wie bisher, jede Verlängerung und jeder Neuantrag auf Wasserentnahme muss jetzt sehr kritisch geprüft werden“.

 
Die GRÜNEN-Abgeordneten verweisen auf ihre Anfragen an die Bayerische Staatsregierung zu diesem Thema: „Aus einer Anfrage vom März dieses Jahres wissen wir, dass in diesem Sommer die neue ‚Handlungsempfehlung für ein Niedrigwassermanagement zur Steuerung von Grundwasserentnahmen‘ veröffentlicht werden soll. Als praktizierender Landwirt, der die Verhältnisse vor Ort gut kennt, erwarte ich, dass darin steht, um welche Mengen wir die Grundwasserentnahme reduzieren müssen, um unsere Trinkwasserbestände nicht zu gefährden. Den betroffenen Gemeinden als Träger öffentlicher Belange vor der Veröffentlichung dieser Richtlinien Anträge auf die weitere Genehmigung großer Entnahmemengen aus ihren Brunnen vorzulegen, ist nicht fair“, sagt Paul Knoblach, Abgeordneter aus dem Landkreis Schweinfurt und lobt, dass die Gemeinderäte in Hausen angesichts dieser Situation erstmal auf die Bremse getreten sind. „Ich erwarte von den zuständigen Behörden, dass sie im weiteren Verfahren die Stellungnahme der Gemeinde Hausen nicht einfach lapidar abweisen, sondern deren zum Ausdruck gebrachte Skepsis bezüglich der Folgen für ihre eigene Wasserversorgung sehr ernst nehmen“.
 
Patrick Friedl, Abgeordneter aus der Stadt Würzburg und Sprecher für Klimaanpassung seiner Fraktion, weist auf Studien der Universität Würzburg hin, die zeigen, dass seit einigen Jahren etwa 20 Prozent weniger Niederschlag in der Region fällt als im langjährigen Mittel. „Das heißt, uns fehlt heute schon ein Fünftel der Jahresmenge an Niederschlag, weil der Klimawandel uns bereits voll im Griff hat. Und der Niederschlag, der fällt findet immer schlechter den Weg ins Grundwasser. Gründe sind zum Beispiel die sinkende Aufnahmefähigkeit der ausgetrockneten Böden, eine fortschreitende Versiegelung und Starkregenereignis All das führt dazu, dass der Regen abfließt und gar nicht erst zur Grundwasserneubildung beitragen kann.“ Um genaue Informationen über die Grundwasserneubildung in Unterfranken zu bekommen, haben die drei Landtagsabgeordneten vor einer Woche eine weitere Anfrage bei der Bayerischen Staatsregierung eingereicht. Nachdem die Staatsregierung schon Handlungsempfehlungen zur Steuerung der Grundwasserentnahme angekündigt hat, die Veröffentlichung aber noch immer auf sich warten lässt, „gehen wir davon aus, dass die Zahlen längst vorliegen und unsere Anfrage dazu sehr zeitnah beantwortet werden kann“, hofft Friedl.

 
Celina weist darauf hin, dass die öffentliche Wasserversorgung nach den Regelungen des Wasserhaushaltsgesetzes nicht beeinträchtigt werden darf und deshalb entsprechende Genehmigungsanträge zu Grundwasserentnahmen sehr genau geprüft werden müssten. Sie zitiert aus einer Anfrage vom März, in der die Staatsregierung darauf hinweist, dass „speziell im Kerngebiet der Bergtheimer Mulde […] der verstärkte Anbau von Sonderkulturen in den letzten Jahrzehnten zu einem ausgeprägten Nutzungsdruck auf das Grundwasser [führte]“ und deswegen schon im Jahr 2016 vorsorglich für die Gemeinden Bergtheim, Unterpleichfeld und Oberpleichfeld ein sogenanntes Moratorium ausgesprochen wurde. Danach dürfte für Neuanträge in den oben genannten Gemeinden eine maximale Entnahme von 5.000 m³ pro Jahr gestattet werden und Erhöhungen bestehender Entnahmerechte über 5.000 m³ pro Jahr im Regelfall dürften nicht genehmigt werden. „Das heißt, dass die Verlängerung einer Genehmigung von 153.000 Kubikmeter Grundwasser im Jahr aus insgesamt 14 Brunnen natürlich nicht einfach so durchgewunken werden darf, bevor die neuen Handlungsempfehlungen veröffentlicht sind und bei jedem einzelnen Gemeinderat auf dem Tisch liegen“. Celina fügt hinzu, dass ihre gemeinsame Anfrage ergeben hätte, dass in den vergangenen Jahren die genehmigten Entnahmen überschritten wurden, in Hausen betrug zum Beispiel im Jahr 2016 die festgestellte und nicht genehmigte Überschreitung der Grundwasserentnahme 26.000 Kubikmeter. „Fehlerhafte Aufzeichnungen von Wassermengen, Defekte bei Drucksonden oder Mängel bei Datenloggern zur Aufzeichnung der Wasserstände, all das hatten wir schon“, sagt Celina, „und bislang hatte dies für die jeweiligen Betreiber keine spürbaren Konsequenzen. Nach Auskunft der Staatsregierung wurden die jeweiligen Betreiber angehört, die Überschreitungen wurden aufgrund des Tätigwerdens der Behörden eingestellt und nachträgliche Anträge zur Genehmigung der höheren Entnahmemengen wurden genehmigt“.
 
Für die GRÜNEN-Abgeordneten steht fest: „Wie bisher weitermachen, geht nicht mehr, dass muss jedem klar sein. Wir dürfen schlicht und einfach nicht mehr zulassen, dass der Grundwasserspiegel weiter sinkt, denn das trifft uns alle in der Region. Wer zu viel Wasser für landwirtschaftliche Zwecke entnimmt, muss dafür zahlen. Die Entnahmemengen müssen reduziert werden. Wir müssen die Landwirtschaft in der Region an die neuen regionalen Bedingungen anpassen, dazu gehören Investitionen in besonders wassersparende Bewässerungssysteme oder der Wechsel zum Anbau anderer Feldfrüchte. Und natürlich müssen wir versuchen, Wasser hier in der Region zu halten, durch weniger Baumaßnahmen, die Entwässerung beinhalten, durch die Schaffung von Versickerungsmöglichkeiten, durch konkreten Klimaschutz vor Ort. Wir brauchen ein ausgewogenes Grundwassermanagement, Genehmigung und tatsächliche Entnahme und Grundwasserneubildung müssen sich die Waage halten, sonst kippt uns das System in naher Zukunft. Das würde nicht nur viel höhere Preis beim Trinkwasser für alle bedeuten, sondern auch das Ende für viele Höfe in der Region, die auf Bewässerung angewiesen sind“.
 
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